Burnout ist ein Erschöpfungszustand der Psyche – „Ausgebranntsein“

 

Burnout ist bisweilen nicht als Krankheit klassifiziert. Experten sind sich vielleicht uneinig darüber, ob es doch als Krankheit gelten soll, dennoch kommen vor allem anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Tragen und nicht nur einzelne Meinungen von Experten. Im Nordamerikanischen Raum wird Burnout nicht als Krankheit im Diagnose-Manual (DSM-V, 2015) klassifiziert. Aber eines sollte jedoch allen bewusst sein, jeder der sich in so einem Zustand befindet, leidet und benötigt Hilfe.

Herbert Freudenberger und Gail North haben zwölf Phasen im Verlauf des Burnout-Syndroms identifiziert. Die Reihenfolge kann variieren.

1. Drang, sich selbst und anderen Personen etwas beweisen zu wollen

2. extremes Leistungsstreben, um besonders hohe Erwartungen erfüllen zu können

3. Überarbeitung mit Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse und sozialer Kontakte

4. Überspielen oder Übergehen innerer Probleme und Konflikte

5. Zweifel am eigenen Wertesystem sowie an ehemals wichtigen Dingen wie Hobbys und Freunden

6. Verleugnung entstehender Probleme, Absinken der Toleranzgrenze

7. Rückzug und dabei Meidung sozialer Kontakte bis auf ein Minimum

8. offensichtliche Verhaltensänderungen, fortschreitendes Gefühl der Wertlosigkeit, zunehmende Ängstlichkeit

9. Depersonalisierung durch Kontaktverlust zu sich selbst und zu anderen Personen; das Leben verläuft zunehmend funktional und mechanistisch

10. innere Leere und verzweifelte Versuche, diese Gefühle durch Überreaktionen zu überspielen wie beispielsweise durch Sexualität, Essgewohnheiten, Alkohol und andere Drogen

11. Depression mit Symptomen wie Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und Perspektivlosigkeit

12. erste Gedanken an einen Suizid als Ausweg aus dieser Situation; akute Gefahr eines mentalen und physischen Zusammenbruchs.

Im Folgenden sollen die Zusammenhänge von Burnout mit psychischen/psychiatrischen Erkrankungen dargestellt werden und auch auf die Bedeutung eingegangen werden.

Was hat Burnout mit Substanzmissbrauch und Abhängigkeitserkrankungen zu tun?

Vereinfacht dargestellt möchte ich hier die 12 Burnout-Phasen mit einigen Vulnerabilitätsfaktoren für Sucht in Relation bringen.
Im Suchtbereich werden Stress, Überforderung und Leistungsdruck als Krankheitsfördernde Faktoren genannt, die zu den Punkten 1-3 von Freudenberger sehr gut passen können.
Weitere Faktoren wie soziale Spannungen, schlechtes Arbeitsklima, fehlende Wertschätzung und fehlende Anerkennung können mit den Punkten 4-8 in Verbindung stehen.
Der klare Konnex wird dann bei Punkt 10 hergestellt.

Wieso habe ich Burnout und dann doch (auch noch) eine Depression?

Ein Erschöpfungszustand wie Burnout kann letztlich bei der Ausbildung bestimmter Symptome, die über einen längeren Zeitraum von 2 oder mehr Wochen bestehen, zur Diagnose einer Depression führen. Möglicherweise kommen aber auch noch andere Symptome hinzu. Eine Depression ist nach Definition der WHO eine psychische Erkrankung, die durch einen fachkundigen Arzt, idealerweise einem Facharzt für Psychiatrie, behandelt werden sollte, denn nicht selten entwickelt sich ein verhängnisvoller chronischer Verlauf, der frühzeitig behandelt, vermieden werden kann.

Punkt 12 – Selbstmordgedanken

Gedanken an Selbstmord / Suizid sind sehr ernst zu nehmen und sollten niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Weder von Betroffenen noch von Angehörigen. Hier ist ganz eindeutig die Hilfe durch einen Facharzt für Psychiatrie gefragt.

Ich habe plötzlich Ängste, die ich nie hatte, oder Herzrasen. Was ist das?

Im Verlauf eines Burnouts können immer wieder auch unspezifische Symptome, wie Herzklopfen, Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Ängstlichkeit etc., auftreten. Diese können mit Stress zusammenhängen oder mit ungelösten Konflikten, in jedem Fall sind diese Symptome sehr unangenehm und können ebenfalls chronifizieren.

Burnout-Stories

Ich dachte anfangs nicht an Burnout, habe mich in die neue Situation hineingearbeitet und 200% gegeben, damit ich meinen Job gut mache. Nach 6-8 Monaten war ich ausgelaugt. Meine Motivation war vorbei und ich wurde zynisch.

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Ich arbeitete vor mich hin, immer reichlich Überstunden, den Urlaub kaum genutzt. Wann hatte ich eigentlich zuletzt einen freudvollen Abend mit meinem Partner oder Freunden?

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Bei der Planung eines wichtigen Arzttermins stellte ich fest, dass ich dafür gar keinen Platz mehr hatte. Alles mit Geschäftsterminen optimal durchstrukturiert mit Bedacht auf Zeiteffizienz. Mein Kalender hatte mein Leben voll im Griff. Zumindest fühlte es sich so an.

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Ich begann in einer neuen Firma, dort wollte ich mich beweisen, besondern als klar wurde, dass demnächst eine Beförderungsmöglichkeit anstand. Ich gab alles, meine Partnerin und meine Kinder sah ich kaum noch, da ich die meiste Zeit im Büro verbrachte, anfangs zeigten sie dafür auch Verständnis. Alles verlief nach Plan, das Projekt konnte ich gut umsetzen, allerdings, die Beförderung hat wer anderer bekommen, meine Überstunden wurden natürlich nicht bezahlt. Für meine Familie war ich nach 6 Monaten wie ein Fremder. Nichts machte mir mehr Freude, bis ich schließlich auch nicht mehr aus dem Bett morgens kam. Wer war ich geworden?

Mehrere MenschenAnonym

Was können Sie möglicherweise selbst beitragen und welche Rolle kann ein Psychiater bzw. eine Psychiaterin in diesem Fall spielen:

 

Prävention – Was kann ich für mich tun?

Stress, Konflikte, eigene Gesundheit und Work-Life-Balance sind 4 bedeutende Bereiche die im Sinne einer Prävention für Burnout  gefördert werden sollten.
Prävention kommt im Idealfall kontinuierlich und lebensbegleitend zur Anwendung, manchmal bewusster, manchmal automatischer bzw. nicht-bewusst. Die Vielzahl an Maßnahmen, die dazu beitragen verschiedene Punkte hier zu verbessern, ermöglicht es jeden Menschen etwas zu finden, womit dieser sich auch wohlfühlt und identifizieren kann.

Auch nach einem bereits stattgefundenen Burnout, sollte jeder wissen, dass die Chance wieder hineinzufallen, ohne präventive Maßnahmen gesetzt zu haben, deutlich höher ist. Somit gilt auch hier: an die Prävention und die Möglichkeiten denken und umsetzen.

 

Was kann ich für Sie tun?

Zuallererst: Die Symptome bzw. das Leiden verringern und einen Genesungsprozess einleiten.

Dann: Unterstützung und Klarheit einbringen, durch (z.B.)

  • Diagnostische Abklärung
  • Beratung über weitere Möglichkeiten
  • Erarbeitung zielführender Veränderungen des Lebens- bzw. Arbeitstils
  • Angemessene psychopharmakologische Behandlung
  • Psychotherapeutische Interventionen bzw. Sitzungen
  • Weiterleitung bzw. Zuweisung zu Psychologischen Untersuchungen, alternativen Behandlungen etc.

Die Dauer der Genesung ist unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Wir werden uns dafür einfach soviel Zeit nehmen, wie es eben braucht.

Prim. Dr. Florian BuchmayerFacharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin